Berichte von 05/2021

ჩვენ ვართ ქუთაისში

27Mai2021

Ein herzliches Gamarjoba an alle!

Mittlerweile sind wir in Kutaisi angekommen und werden hier für die nächsten drei Wochen verweilen. Kutaisi ist die drittgrößte Stadt Georgiens, doch im Vergleich zu Tiflis wirkt es schon wie ein Dorf. Hier haben wir nun ein kleines feines Apartment im Zentrum der Stadt.

Unsere Uni ist also immer noch online und wir müssen nicht unbedingt in Tiflis sein. Die Kurse neigen sich auch schon langsam dem Ende zu und die Prüfungszeit rückt näher. In nächster Zeit werden wir also vermehrt vor dem Laptop hängen müssen. Bei der Hitze ist es nicht einfach sich zu motivieren, aber das werden wir schon überstehen 😀.

 

Hidden Places in Mtskheta

17Mai2021

Moritz:

Moin Online-welt! Hier ein neuer Eintrag von mir! Natalie und ich waren mal wieder unterwegs! Diesmal ging es im Rahmen eines 1-Tages-Trips nach Mtskheta, einer der ältesten Städte Georgiens und heutzutage religiöses Zentrum des Landes.

 - Schon gewusst? Georgien hat eine eigene Konfession: die autokephale orthodoxe Kirche Georgiens. Eine orthodoxe Kirche ist autokephal, wenn sie kirchenrechtlich unabhängig ist und somit ihre eigenen Oberhäupter wählt und sich eine eigene Kirchengesetzgebung besitzt. Über 80% der Georgier*innen gehören dieser georgisch-orthodoxen Kirche an und man sieht viele - auch junge (!) - Menschen im Alltag beim Bekreuzigen. -

Mit der Mashrutka aus Tbilisi dauerte es keine halbe Stunde, schon waren wir angekommen. Mtskheta liegt direkt nord-westlich neben Tbilisi. Wir blieben wie gewöhnlich bis zur Endhaltestelle sitzen - diese war diesmal aber gar nicht im Stadtzentrum, sondern in einem Plattenbauviertel außerhalb. Naja, halb so schlimm. Mit Khachapouri gestärkt liefen wir zurück und entdeckten ein paar "hidden places", z.B. ein verlassenes Haus mit schöner Aussicht auf den Fluss, eine "Kveri"-ähnelnde Bunkeranlage und eine zerfallene (aber vielleicht sich wieder im Aufbau befindende) Burg.

Ich finde es immer wieder interessant, wie die Tourismusindustrie bestimmte Orte zu Tourihochburgen macht und andere wiederrum total vergessen werden. An der verlassenen Burg trafen wir keine Menschenseele und sie war auch ordentlich "runtergerockt"/zerfallen. Trotzdem hatte sie dadurch eine gewisse Anziehungskraft und "Nostalgie". Auf dem Hügel der anderen Flussseite steht ein altes, nicht mehr aktives Kloster, welches komplett saniert wurde und als Hauptattraktion von Toursiten nur so überschwemmt wird...




Ähnlich wurden wir hier mit dem Phänomen "Pauschaltouristen" konfrontiert. Um die in der Stadt befindliche Kirche, die auf den Grundmauern der ältesten Kirche in Georgien gebaut wurde (und gerade grundrenoviert wird), scharten sich diese und es gab eine extra für sie eingerichtete "Shoppingmeile" mit Souvenirs genau neben der Kirche bis zum Parkplatz.

Den Vorteil des "All-Inclusive/Sich-um-nichts-kümmern-müssen-Gefühls" des Pauschaltourismus bezahlt man so vermutlich außer mit viel Geld mit einem ans groteske verzerrte Bild der georgischen Wirklichkeit. Obwohl wir diese Wirklichkeit wohl auch nur durch eine "Wessi-Brille" sehen, zogen wir es trotz der heißen Temperaturen vor, uns der georgischem Alltag anzunähern und mit den Georgier*innen auf die Mashrutka zurück nach Tbilisi zu warten, anstatt das bequeme Taxi zu nehmen.

 

Telavi - Wein trinken :)

10Mai2021

Moritz:

Nach unserer Bergtour entschieden wir uns, den nächsten Ausflug etwas ruhiger angehen zu lassen. Da wir noch gar nicht in Kakheti im Osten von Georgien waren, entschieden wir uns, in die Provinzhauptstadt Telavi zu fahren und von dort aus die Gegend zu erkunden.

So ging es am Freitag mit dem Taxi zur Mashrutka-Station, weil wegen Corona "Public Holidays" ausgerufen wurden und der öffentliche Nahverkehr in diesem Zuge nach dem orthodoxen Ostern Anfang Mai für 10 Tage lahmgelegt wurde (heißt konkret: die Leute müssen trotzdem noch zur Arbeit, nur müssen sie jetzt halt mehr Geld ausgeben...).

Nachdem wir in Telavi bei unserem Guesthouse angekommen waren, ging es die sehr übersichtliche Stadt erkunden. Ein paar schöne Fotos und Eindrücke reicher, besuchten wir das für uns bisher leckerste Restaurant mit der schönsten Exklusiv-Aussicht.

 

Natalie:

Kachetien ist eines der vier Weinbaugebiete Georgiens und soll auch das Größte sein. In Telavi merken wir schnell, dass der Wein hier eine große Bedeutung spielt. Man hat das Gefühl, dass hier fast jeder seinen eigenen Wein anbaut. In unserem Guesthouse gab es dann auch am Abend gleich eine Flasche hauseigenen Wein. Bei der georgischen Weinherstellung ist besonders, dass der Wein in Tongefäßen (Kwewri) lagert, die in den Boden eingelassen sind.

Kwewris im Boden

Die georgische Weinherstellung soll mit 8000 Jahren die älteste der Welt sein.

So hatten wir am zweiten Tag in Kachetien schon nen kleinen Schädel und mussten uns bei der Weinverkostung nach unserer Weinführung in Kvareli etwas zurückhalten 😀.

Auf unserem Weg zurück in die Hauptstadt haben wir einen georgischen Radiosender kennengelernt. საქართველოს რადიო - sakartvelos radio - georgisches Radio.

Liebe Grüße!

 

 

Borjomi-Kharagauli National Park

06Mai2021

Natalie & Moritz:

Ausgestattet mit Isomatten, Schlafsäcken, Topf und Essen für drei Tage entflohen wir der Zivilisation. Drei Tage erkundeten wir wanderlustig den Borjomi-Kharagauli Nationalpark und sahen dabei keine Menschenseele. Der Nationalpark ist einer der größten Parkts in Georgien und macht etwa 1% der Landesfläche aus.

Am ersten Tag starteten wir schon früh morgens aus Borjomi, einer dem Nationalpark nahe gelegenen Stadt, in die wir tags zuvor zwei einhalb Stunden mit der Mashrutka angereist waren. Wir mussten erst mit dem Taxi eine halbe Stunde außerhalb abgesetzt werden und dann ging es um 9 richtig los mit dem Wandern!

 Nach drei Stunden steilem Aufstieg erblickten wir die ersten schönen Aussichten und stiegen so motiviert weiter in die Höhe, sodass wir schon um 15 Uhr an unserem "Shelter" ankamen. 

Am Abend ließen wir uns erst mal das über dem Feuer gekochte warme Essen schmecken und tranken den noch von unserer Udabno-Reise übriggebliebenen selbstgemachten Rotwein.

Wie schon anfangs erwähnt kam keine Menschenseele mehr vorbei und so nächtigten wir ganz alleine in "unserem" Amarati-Shelter. Schlafen konnte man es nicht wirklich nennen, denn es war wirklich sehr sehr kalt und unsere aus Deutschland mitgebrachten leichten Schlafsäcke waren dem nicht gewachsen. Naja, alles anziehen was wir hatten und kuscheln half schon ein bisschen ;)

Am zweiten Tag blieben wir logischerweise etwas länger liegen um Schlaf nachzuholen, standen dann aber doch irgendwann auf und machten uns auf den Weg, um die Gipfel des kleinen Kaukasus zu erklimmen. Doch auf dem Weg hieß es erst mal ein Schneefelder umschiffen - wir waren quasi die ersten dieses Jahr auf diesem Pfad.

Der Aufstieg hat sich gelohnt - eine 360-Grad Panorama-Aussicht mit Blick auf den Ararat, den höchsten Gipfel des kleinen Kaukasus in Armenien und auf den großen Kaukausus im Norden Georgiens, machten alle Anstrengungen vergessen! Leider versperrte uns eine riesige Schneebank den Aufstieg auf den höchsten Gipfel in der Nähe (2600m), aber unser 2500m-Gipfel hat uns auch gereicht :)

Am dritten Tag hieß es schon wieder Abschied nehmen von unserer lieb gewonnen Hütte und unserer Feuerstelle. Da wir eine 18km/8h-Wanderung vor uns hatten, ging es schon um kurz nach 9 Uhr los. Nach 1,5 Stunden fiel uns leider auf, dass wir Natalies Herzens-Taschenmesser an der Hütte vergessen hatten und so hieß es Rücksäcke absetzen und zurückjoggen über Berghänge, Bachläufe und Schneebänke. Um kurz vor 12 waren wir dann wieder bei unserem Rucksäcken und schon ziemlich fertig. Tja, 6 Stunden lagen aber noch vor uns... der Weg führte uns noch über einige etwas tiefer gelegene Bergspitzen und erst um ca. 15h begann der Abstieg. Auf dem Weg fanden wir einen Wanderstock, der sich beim Abstieg als nützlich herausstellen sollte.

Zu dem Zeitpunkt taten unsere Knie schon weh und die Energie ließ nach. Aber hey, wir sind ja noch jung und so führte uns der Gewaltmarsch schon um 18 Uhr zum Ausgang des Parks und nach einer halbstündigen Rückfahrt per Anhalter sprang sogar noch ein leckeres Abendessen im Restaurant und eine Dusche im Guesthouse "Natalia" für uns raus :) :) So beendeten wir den Tag, an dem wir beide die längste Strecke am Stück in unseren Leben gelaufen sind (ca. 25km, ca. 1200m Höhenunterschied), sehr erschöpft, aber fröhlich!