Hidden Places in Mtskheta

17Mai2021

Moritz:

Moin Online-welt! Hier ein neuer Eintrag von mir! Natalie und ich waren mal wieder unterwegs! Diesmal ging es im Rahmen eines 1-Tages-Trips nach Mtskheta, einer der ältesten Städte Georgiens und heutzutage religiöses Zentrum des Landes.

 - Schon gewusst? Georgien hat eine eigene Konfession: die autokephale orthodoxe Kirche Georgiens. Eine orthodoxe Kirche ist autokephal, wenn sie kirchenrechtlich unabhängig ist und somit ihre eigenen Oberhäupter wählt und sich eine eigene Kirchengesetzgebung besitzt. Über 80% der Georgier*innen gehören dieser georgisch-orthodoxen Kirche an und man sieht viele - auch junge (!) - Menschen im Alltag beim Bekreuzigen. -

Mit der Mashrutka aus Tbilisi dauerte es keine halbe Stunde, schon waren wir angekommen. Mtskheta liegt direkt nord-westlich neben Tbilisi. Wir blieben wie gewöhnlich bis zur Endhaltestelle sitzen - diese war diesmal aber gar nicht im Stadtzentrum, sondern in einem Plattenbauviertel außerhalb. Naja, halb so schlimm. Mit Khachapouri gestärkt liefen wir zurück und entdeckten ein paar "hidden places", z.B. ein verlassenes Haus mit schöner Aussicht auf den Fluss, eine "Kveri"-ähnelnde Bunkeranlage und eine zerfallene (aber vielleicht sich wieder im Aufbau befindende) Burg.

Ich finde es immer wieder interessant, wie die Tourismusindustrie bestimmte Orte zu Tourihochburgen macht und andere wiederrum total vergessen werden. An der verlassenen Burg trafen wir keine Menschenseele und sie war auch ordentlich "runtergerockt"/zerfallen. Trotzdem hatte sie dadurch eine gewisse Anziehungskraft und "Nostalgie". Auf dem Hügel der anderen Flussseite steht ein altes, nicht mehr aktives Kloster, welches komplett saniert wurde und als Hauptattraktion von Toursiten nur so überschwemmt wird...




Ähnlich wurden wir hier mit dem Phänomen "Pauschaltouristen" konfrontiert. Um die in der Stadt befindliche Kirche, die auf den Grundmauern der ältesten Kirche in Georgien gebaut wurde (und gerade grundrenoviert wird), scharten sich diese und es gab eine extra für sie eingerichtete "Shoppingmeile" mit Souvenirs genau neben der Kirche bis zum Parkplatz.

Den Vorteil des "All-Inclusive/Sich-um-nichts-kümmern-müssen-Gefühls" des Pauschaltourismus bezahlt man so vermutlich außer mit viel Geld mit einem ans groteske verzerrte Bild der georgischen Wirklichkeit. Obwohl wir diese Wirklichkeit wohl auch nur durch eine "Wessi-Brille" sehen, zogen wir es trotz der heißen Temperaturen vor, uns der georgischem Alltag anzunähern und mit den Georgier*innen auf die Mashrutka zurück nach Tbilisi zu warten, anstatt das bequeme Taxi zu nehmen.